„Selbst immer weiterforschen“

 

Mit Martin Wiethaler sprach Regina Steinhöfer

 

Warum haben Sie sich für die Ausbildung zum Bodenpraktiker entschieden?

Martin Wiethaler: Ich habe mich vorher schon mit der Dammkultur beschäftigt und habe versucht, auf diese Art die Diskussion mit anderen Leuten zu finden. Ich wollte da auch gerne meine Sachen mit einbringen, so wie ich sie von Prof. Preuschen gelernt habe. Stichworte wären hier „tief lockern, flach wenden“, auch das Wissen über die Lebendverbauung. Außerdem wollte ich mich auf den aktuellen Wissensstand bringen in Bereichen, in denen ich mich nicht so gut auskenne, vor allem in Sachen Bodenchemie.

 

Was waren die wichtigsten Erkenntnis?

Wiethaler: Dass man mit den richtigen Leuten zusammenkommt, die sich auf sehr hohem Niveau mit dem Boden beschäftigen. Letztlich gibt es bei dem Thema Boden kein Ende und man muss auch zwangsläufig selber immer weiterforschen, wenn man auf einen grünen Zweig kommen will. Ich fand es gut, dass man auch weiterhin den Kontakt mit diesen Leuten hat.

 

Was hast du konkret bei der Bewirtschaftung geändert? 

Wiethaler: Mein Augenmerk richte ich nun noch stärker auf den Humusaufbau. Den Humus kann man nicht in Prozenten ausdrücken. Bei der Betrachtung von Humus ist wichtig, wie die verschiedenen Fraktionen von Humus zusammengesetzt sind: Mikrobielle Biomasse – Bakterien und Pilze –, leicht abbaubare Stoffe wie Zucker oder Stärke und schwer abbaubare Fraktionen wie Stroh oder Wurzeln, und letztlich ist da noch der Dauerhumus, der eigentlich vom Bodenleben nicht angerührt wird, weil er im Ton-Humuskomplex festgehalten ist, sofern genügend leicht verfügbares Material vorhanden ist.

Deshalb ist es für mich besonders wichtig, dass das Bodenleben immer genügend Futter hat und nicht den Dauerhumus angreift. Dann ist auch die Bearbeitung kein Problem für den Dauerhumus.

Seit dem Kurs schaue ich auch noch konsequenter darauf, dass die Zufuhr von Organik und Energie in den Boden stimmt und dass der Boden immer begrünt sein muss, auch im Winter. Es ist wichtig, eine Sensibilität dafür zu bekommen, ab wann man sich in einer Aufwärts- oder Abwärtsspirale mit dem Boden befindet.

 

 

"Das Bodenleben ist wie ein Orchester"

 

Mit Eckhard Döring sprach Michaela Braun

 

Herr Döring, als Sie 2016 den Kurs besuchten, haben Sie einen konventionellen Ackerbaubetrieb bewirtschaftet. Was hat Sie angetrieben, den Bodenpraktiker zu machen?

Eckhard Döring: Ich wollte mehr Infos rund um den Produktionsfaktor Boden haben. Infos dazu, was er mehr beinhaltet, als Nährstoffspeicher zu sein. Es ging mir vor allem um die Zusammenhänge der Mikrobiologie.

 

Was war Ihre wichtigste Erkenntnis?

Döring: Dass die Bodenfruchtbarkeit aus dem Zusammenspiel des Bodenlebens entsteht und nicht nur von Nährstoffen herrührt. Ich stelle mir das vor wie in einem Orchester. Nur wenn alle zusammenspielen, gibt es einen Erfolg. So ist es im Boden auch. Es hilft uns nichts, wenn wir uns nur mit dem Schwefel oder Humus beschäftigen.

 

Sie haben ein Jahr nach dem Bodenpraktiker auf Biolandbau umgestellt. Hat der Bodenpraktiker dazu beigetragen?

Döring: Ich hatte vorher schon die Umstellung angedacht, aber den Schritt noch nicht gewagt. Der Bodenpraktiker war ein großer Beitrag zur Absicherung der weiteren Vorgehensweise.

 

Was hat sich außer der Umstellung bei Ihrer Wirtschaftsweise geändert?

Döring: Ich habe deutlich mehr Zwischenfrüchte und Untersaaten in der Fruchtfolge integriert. Außerdem achte ich noch viel stärker auf artenreiche Zusammensetzungen. Zudem halte ich Schafe zur Beweidung der Zwischenfrüchte.

 

Konnten Sie Erfolge feststellen?

Döring: Das zeigt sich vor allem in stabilen und gesunden Erträgen sowie durch gut bearbeitbare Böden.

 


"Der Boden ist ein Lebewesen"

 

Mit Michaela Beck sprach Regina Steinhöfer

 

Was hat Sie an der Ausbildung zum Bodenpraktiker gereitzt? 

Michaela Beck: Dass ich mehr praxisorientierte Fähigkeiten im Umgang mit dem Boden erhalte und auch um Methoden für eine kurze und schnelle Bodenansprache zu erlernen.

  

Was war die wichtigste Erkenntnis?

Beck: Am Wichtigsten fand ich, dass der Boden nicht nur als chemischer Prozess oder Stoffwechselsystem zu sehen ist, sondern dass man den Boden als Lebewesen wahrnimmt. Dieses Lebewesen muss man leistungsfähig erhalten wie jedes andere Nutztier auch.

 

Was haben Sie konkret in der Bewirtschaftung geändert?

Beck: Wir haben versucht, mehr überwinternde Zwischenfrüchte einzusetzen, beispielsweise Landsberger Gemenge vor dem Maisanbau.

 

Konnten Sie schon Erfolge einfahren?

Beck: Bei den Zwischenfrüchten ist ein Erfolg aktuell noch nicht erkennbar, denn die Folgekultur Mais leidet unter Trockenstress. Unser letztjähriger Kompostversuch war sehr erfolgreich, weil wir als Ergebnis Spitzenerträge beim Mais einfahren konnten. Wir hatten Kompostmieten angelegt, aus einem Gemisch von Pferdemist, Gesteinsmehl Hackschnitzel und Kohle. Dieser Kompost wurde nach einer Reifung von etwa drei Monaten vor der Maisaussaat ausgebracht.

 

Welches Projekt haben Sie für den Abschluss bearbeitet?

Mein Projekt war ein Vergleich verschiedener Untersaaten im Mais. Wir haben Erdklee, Wegwarte und Rotschwingel ausprobiert. Die Untersaaten wurden mit der Aussaat ausgebracht, danach hat keine Unkrautregulierung mehr stattgefunden. Der Ertrag war dann allerdings schlechter als beim gehackten Mais. Das Problem war, dass der Mais so schnell gewachsen ist, dass die Untersaat nur noch in den Lücken zu sehen war. Der Saataufgang war einfach zu schlecht, die Untersaat hatte keine Chance. Für uns war das Hacken dann wichtiger. Die gehackte Vergleichsfläche ist einfach besser gewachsen, vermutlich wegen der besseren Stickstoffmobilisierung. Als Fazit kann man sagen, dass die Etablierung einer Untersaat doch nicht so ganz einfach ist. Wir haben den Versuch dann nicht weiterverfolgt.